Ab 1.4.2021 werden wir 38 Parkplätze weniger im Viertel haben! Zukünftig wird noch mehr Parkraum benötigt werden. Bebauungspläne werden übergangen.
Die Reihenhaussiedlung Tönninger Weg wurde zu Beginn der 1960er Jahre als Gesamtkonzept unter ganz bestimmten Voraussetzungen, festgelegt in der Teilungsgenehmigung der Stadt Hamburg, gebaut und seitdem mit viel Einsatz weiter entwickelt. Sie ist Teil des immer noch vorhandenen dörflichen Charakters Alt-Osdorfs mit seinen alten reetgedeckten Bauernhäusern und der eher flachen heterogenen Bebauung.
Heute sind die Bewohner und Nachbarn eine Gemeinschaft, die junge Familien ebenso wie Erst-Bezieher und ältere Menschen verbindet. Man feiert gemeinsam Feste, hilft sich gegenseitig und engagiert sich für die sinnvolle und harmonische Weiterentwicklung der Siedlung.
Wir befinden uns ca. 12 km vom Michel in einer gemischt-bebauten Lage zwischen Elbe-Einkaufszentrum, Mehr-Appartement-Rotklinkerbauten im Osten, Einzelbebauungen im Süden und sowohl gehobenen Einzelgebäuden im Westen und der Goosackerschule im Norden. Ein buntes und diverses Stück Hamburg und – unsere Heimat.
Es steht zu befürchten, dass nun mit der Brechstange nachverdichtet werden soll, und das in einem Gebiet, das keinesfalls der Kernstadt zugerechnet werden kann, seine eigene Identität verlieren könnte und dies obwohl es weit sinnvollere alternative Flächen zur Wohnraumschaffung gäbe.
Mit Stand Anfang Januar 2021 steht nun der Antrag und Entwurf für ein drittes und viertes Gebäude unmittelbar in der Prüfung Der Neubau von 22 Wohnungen in 2 massiven Riegeln vorsieht – im Tönninger Weg 73a – dem heutigen Garagenhof der gesamten Siedlung.
Es werden weitere 38 Parkplätze wegfallen, und zusätzlicher Bedarf für die 22 Wohnungen entstehen, sodass die Siedlung, die letzten Jahren zusammen genommen, ca. 60-80 Parkplätze verlieren wird!
Und das ist erst der Anfang!
All diese Bauten üben zusammen genommen bereits jetzt, und in unmittelbarer Zukunft Parkraumdruck in dramatischen Ausmaß aus. Aufgrund des damals bewusst entwickelten Siedlungskonzeptes mit Stichwegen zu den Häusern statt kleinteiliger, befahr- und beparkbarer Straßen, und dem daher notwendigem Parkraum über die Garagenhöfe (der so auch in der Teilungsgenehmigung vorgegeben wurde!), der aktuellen Soziostruktur und Lage ist dieser Verlust von Parkplätzen nicht aufzufangen. Die Konsequenzen sind in den Innenstädten zu erfahren.
Es gibt hier keine Alternativen wie Carsharing oder eine nahe, akzeptable ÖPVN-Anbindung. Der weit überwiegende Teil der Bewohner, Junge Familien mit Kindern und ältere Menschen sind auf ihren PKW zwingend angewiesen. Der Verzicht darauf ist daher auch nicht – politisch – herbeizureden.
Nachverdichtung ohne Rücksicht auf Verluste: Welchen Wert Teilungsgenehmigungen, Bebauungspläne und Kaufverträge heutzutage nicht(!) mehr haben.
Zunächst erfolgte 2019 eine in der Umsetzung höchst umstrittene Nachverdichtung im Tönninger Weg 89a ohne Rücksicht auf Bedürfnisse und Rechte der Anwohner, unter Missachtung des gültigen Bebauungsplanes Osdorf 39 und der Teilungsgenehmigung. Statt einer einstöckigen Garage wie im Bebauungsplan vorgesehen und in der Teilungsgenehmigung als Auflage festgelegt, entstand ein quasi vierstöckiges (III+1), alle anderen Gebäude überragender Fremdkörper. Ein reines Investitionsobjekt. Keine Wohnraumvermietung. Ca. 12 Parkplätze fielen dieser Bebauung zum Opfer.
Im Januar 2021 begannen die Bauarbeiten im zweiten Neubau, an der Ecke zur Langelohstraße, Tönninger Weg 1-5. Dort ist ein weiteres Gebäude investorenfreundlich genehmigt worden. Wieder wird der gültige Bebauungsplan umgangen und der Baukörper floskelhaft ohne objektiv dargestellte Erläuterung als “städtebaulich vertretbar” dargestellt. Auch hier soll nun ein vierstöckiges Gebäude, 3 Stockwerke plus ein Staffelgeschoss, entstehen.
In der Höhe einzigartig in der weiteren Umgebung und ein weiterer Fremdkörper. Die Ecke Langelohstraße/Tönninger Weg ist keine Magistrale!
Zusätzlich bereitgestellter Parkraum für die neuen Wohneinheiten Fehlanzeige.
Das mag für den Einen oder Anderen keine dramatische Relevanz haben, es sind ja “nur” Parkplätze, tatsächlich ist es aber für dieses Viertel ein gravierendes Infrastrukturproblem und an Realitäten vorbeigeplant. Zukünftig ist auch davon auszugehen, dass als Folge der aktuellen Pandemie der Individualverkehr insbesondere für Risikogruppen wieder einen größeren Stellenwert in der Verkehrsplanung einnehmen muss und wird. Der Mensch muss im Mittelpunkt stadtentwickelnder Planung stehen, was also ist daran “städtebaulich” vertretbar?
Wer kann so etwas wollen? Wir Anwohner jedenfalls nicht.